Sprache, nicht nur mit dem Mund, als Schlüssel

Shownotes

Anmeldung zu Sprachkursen beim katholischen Bildungswerk:

https://bildung.erzbistum-koeln.de/bw-wuppertal-solingen-remscheid/themen/integration/informationen-zu-unseren-deutsch-kursen/

Hünefeldstr.54, 42285 Wuppertal

https://www.wuppertal.de/presse/meldungen/meldungen-2023/august/ukraine-gebaerdensprache.php

Aktion neue Nachbarn und TEEsalon

https://regional.aktion-neue-nachbarn.de/news/Treffpunkt-fuer-Ehrenamtliche-und-Neuzugewanderte/

LauBe, Lotsenpunkt: https://www.caritas-wsg.de/hilfe-angebote/krisen-notlagen/allgemeine-sozialberatung/

Sprachkurse finden generell: https://bamf-navi.bamf.de/en/

Deutsch-italienische Gesellschaft Remscheid: https://dig-remscheid.de/

https://www.caritas-remscheid.de/aktuelles/news/Vaillant-Nacht-der-Kultur-und-Kirchen-00001/ Die Ausstellung »Was können wir aus den Erfahrungen der Gastarbeitergeneration lernen?« ist vom 28.10.2024 bis zum 31.03.2025 in der Siemensstraße 23 in Remscheid (»Nachbarschaftswohnzimmer« des Vereins »Ins Blaue«) zu besichtigen. Melden Sie sich zur Besichtigung bitte vorab bei der Deutsch-Italienischen Gesellschaft Remscheid an (info@dig-remscheid.de).

Das Zitat ist "Wir riefen Arbeitskräfte und es kamen Menschen" (Max Frisch)

Redewendungen/Ausdrücke

Der Tropfen auf den heissen Stein. - Eine kleine Aktion kann eventuell nicht viel bewirken, weil das Problem sehr groß ist.

Steter Tropfen höhlt den Stein. - Man kann mit wiederholten kleinen Aktionen doch etwas erreichen.

Transkript anzeigen

00:00:00: D: Hola mi querida gente, hi everybody, Hallo liebe Leute, willkommen bei unserem Podcast zum Ankommen in Wuppertal

00:00:06: C: Wuppertal - was geht. Der Podcast. Der Zugang zu unterschiedlichen Möglichkeiten in der Stadt. D: Hallo, ich bin Diego.

00:00:19: M: Und ich Marina.

00:00:21: D:Wenn ihr diese Folge hört, dann habt ihr uns sicher schon abonniert.

00:00:25: Vielen Dank für eure Unterstützung und das tolle Feedback, das wir ja bekommen haben.

00:00:30: M: Ja, Rückmeldungen sind total wichtig, gerade jetzt so am Anfang, wo wir mit dem Podcast starten.

00:00:35: Und wir freuen euch, dass ihr wieder dabei seid.

00:00:39: Jetzt im Moment könnt ihr uns bei Podigee finden und da sogar im Transkript mitlesen.

00:00:44: Und es gibt uns auch bei Spotify, da bislang noch ohne Transkript.

00:00:48: D: Und was Neues?

00:00:49: M:Ganz, ganz neu ist unser Auftritt in Instagram.

00:00:53: D: Was immer schön ist.

00:00:54: M: Gibt es noch nicht so viel, aber es ist schon da.

00:00:57: D: Gleich kommen noch mehrere Sachen.

00:00:59: M: Ja, Diego, was geht?

00:01:02: D: Alles prima Lima.

00:01:04: M: Ok, jetzt startest du schon direkt mit Redewendung.

00:01:07: Das wollten wir doch eigentlich aufheben für den Schluss.

00:01:10: D: Ja, ich grüße damit auch unsere treuen Zuhörer aus Peru.

00:01:15: M: Ah, ok, ja, viele Grüße zum Beispiel an Luis, der letztes Mal bei uns hier Gast war.

00:01:21: Der war gerade tatsächlich in Indien unterwegs, also auch Grüße.

00:01:25: D: Auch liebe Grüße.

00:01:26: M: Nach Indien.

00:01:27: D: Nach Indien aus Wuppertal.

00:01:29: M: Genau, ja.

00:01:31: Und bei unserem Interview mit Luis, aber auch mit Meieli und Paula,

00:01:36: da kam immer wieder ein Thema auf, worüber wir nachher noch mal nachgedacht haben

00:01:41: und wo wir dachten, da wollen wir noch mal ein bisschen mehr darüber sprechen.

00:01:44: Ganz genau.

00:01:46: D: Deswegen, heute sprechen wir ihr auch über genau das: die Sprache.

00:01:52: M: Ja, die Sprache.

00:01:53: Ich glaube, ein sehr wichtiges Thema, auch eine Herausforderung kann man sagen,

00:01:58: insbesondere am Anfang.

00:02:01: D: Ja, die Sprache ist dein Schlüssel für alles, denke ich.

00:02:05: M: Ja, auf der einen Seite irgendwie, um in soziale Kontakte, Freunde, Leute kennenlernen.

00:02:11: Einfach quatschen.

00:02:12: Ja, aber auch so weiterkommen.

00:02:14: Also - sei es irgendwie in der Stadt, wo man hingehen muss oder auch im Beruf vielleicht.

00:02:19: D: Am Hauptbahnhof.

00:02:20: Damit man nicht den falschen Zug nimmt.

00:02:23: M: Ja, genau, das stimmt.

00:02:24: Wie war das denn bei dir am Anfang, als du so gestartet bist?

00:02:28: D: Ja, es war schon schwierig, aber es ist machbar.

00:02:31: Ich sage immer so, ich kam nur mit Hallo und Tschüss an vielleicht auch Dankeschön,

00:02:39: bitte schön.

00:02:39: M: Sehr wichtig, ja.

00:02:41: D: Aber weißt du was, Marina?

00:02:43: Der Deutschkurs ist natürlich wichtig, aber das wirkliche Abenteuer beginnt danach.

00:02:50: M: Okay, Abenteuer, das hört sich ja spannend an.

00:02:53: Was genau meinst du damit?

00:02:55: Ja, du kannst so viele Grammatikregeln, wie du willst, aber das war der wahre Geheimnis liegt

00:03:01: darin, einfach loszulegen.

00:03:03: Du musst den Mut haben, auch mal Mist zu bauen und einfach drauf loszureden.

00:03:10: Wer will schon perfekt sein?

00:03:12: Die beste Gespräche entstehen doch oft durch die lustigen Fehler, die wir machen.

00:03:17: M: Stimmt, und dann kann man ja darüber quasi auch manchmal ins Gespräch kommen, gerade

00:03:21: wenn man sich noch nicht so gut kennt.

00:03:23: D: Ja, genau.

00:03:24: Und darüber möchten wir mit unserem Gast Luca sprechen.

00:03:29: M:. Ja, Luca ist quasi Profi im Bereich Sprache.

00:03:33: Luca arbeitet in Wuppertal beim katholischen Bildungswerk und ist da für die Sprachkurse zuständig.

00:03:39: D: Ganz genau, aber wir wollen auch mit ihm darüber reden, wass eine persönliche Motivation ist,

00:03:46: in diesem Bereich zu arbeiten.

00:03:47: M: Herzlich willkommen Luca.

00:03:49: D: Hallo Luca.

00:03:50: L: Ja, hallo.

00:03:51: Guten Abend, vielen Dank für die Einladung.

00:03:53: Genau, ich bin sehr gespannt, heute etwas berichten zu dürfen über die Sprach- und

00:03:58: Integrationskurse, über das katholische Bildungswerk, Wuppertal, Remscheid und Solingen.

00:04:02: D: Genau Luca, also erste Frage, was machst du genau?

00:04:06: L: Ja, was mache ich genau.

00:04:08: L: Genau, ich bin beim katholischen Bildungswerk in Wuppertal tätig, arbeite im katholischen

00:04:15: Stadthaus in der Laurentiusstraße 7 am Laurentiusplatz und dort organisiere ich die Sprach- und Integrationskurse,

00:04:24: die Sprachkurse über die Aktion "Neue Nachbarn", dazu vielleicht später ein bisschen was mehr,

00:04:29: und die BAMF-Integrationskurse.

00:04:31: D: Was ist genau BAMF- und Integrationskurse?

00:04:35: L: Genau, BAMF-Integrationskurse, das sind die Integrationskurse, die über das Bundesamt

00:04:39: für Migration und Flüchtlinge finanziert werden.

00:04:42: Diese Integrationskurse, die sind gefördert für die Personen, die einen Aufenthaltstitel

00:04:50: in Deutschland haben, die entweder über die Ausländerbehörde oder über das Jobcenter

00:04:54: verpflichtet dazu sind, die deutsche Sprache zu lernen, beziehungsweise auch EU-Bürger*innen

00:05:00: oder andere Migrant*innen haben die Möglichkeit, direkt über das BAMF-Anträge zu stellen,

00:05:05: um auch an den Integrationskurse teilzunehmen.

00:05:07: M:: Aber das heißt, man braucht eben erstmal von der Behörde sozusagen einen Schein, um

00:05:12: daran teilzunehmen?

00:05:13: L: Genau, diese Kurse sind nicht für alle öffentlich zugänglich, die sind auch mit Kosten verbunden,

00:05:20: die Kosten können übernommen werden, wenn die Leute Leistungen beziehen, wenn sie keine

00:05:26: Leistungen beziehen, müssen sie einen Teil dieser Kurse auch selber bezahlen.

00:05:29: Mhm, okay.

00:05:30: M: Dann gibt es noch andere Kurse, ne?

00:05:33: L: Genau.

00:05:34: Die anderen Kurse hatte ich ja kurz angedeutet, die Aktion Neue Nachbarn, das ist eine Aktion,

00:05:39: die 2015 ins Leben gerufen wurde über das Erzbistum Köln, über den Kardinal Völkhi

00:05:46: und diese Aktion feiert dieses Jahr auch 10-jähriges Jubiläum, also 2014 offiziell in ...

00:05:52: D: Na, dann gratulieren wir da.

00:05:53: L: Dankeschön, ja, genau.

00:05:54: Da gab es auch letztens noch eine sehr, sehr große Veranstaltung zu in Siegburg, das war

00:06:00: sehr, sehr interessant, weil man da zurückgeblickt hat auf 10 Jahre Aktion "Neue Nachbarn".

00:06:05: Diese Kurse, da machen wir aktuell in Remscheid, Solingen und Wuppertal ca. 15 bis 20 Stück, die parallel

00:06:12: laufen.

00:06:13: M: Mhm.

00:06:14: L: Genau, wir haben da viele Kurse für Frauen mit Kinderbetreuung.

00:06:20: D: Ah cool.

00:06:21: L: Genau, die Kinderbetreuung wird da in diesem Fall aktuell über den Landschaftsverband,

00:06:24: über den LVR finanziert.

00:06:26: Das wird auch immer schwieriger, weil die Mittel ja überall so ein bisschen gekürzt werden,

00:06:30: aber ...

00:06:31: D: Ja, wer passt auf die Kinder auf?

00:06:33: L:: Ja, genau, richtig.

00:06:34: Ja, und wie funktioniert das dann?

00:06:36: M: Also ganz praktisch, wer ist dann da für die Kinder zuständig in der Zeit?

00:06:42: L:: Genau, also wir haben Kinderbetreuerinnen, die gewisse Qualifizierungen mitbringen, die

00:06:48: wir auch teilweise selber qualifizieren.

00:06:50: Also wichtig ist die Präventionsschulung, die die Kinderbetreuerinnen durchführen müssen,

00:06:54: aber wir haben auch eine Qualifizierung vom Bildungswerk, die zentral in Köln angeboten

00:07:00: wird, für die Kinderbetreuerinnen während der Sprachkurse.

00:07:03: Und wir haben teilweise Kinderbetreuerinnen, die selber bei uns in den Sprachkursen waren

00:07:08: und sich dazu weitergebildet haben.

00:07:10: Wir haben Student*innen, wir haben Erzieher*innen in der Ausbildung, die sich dafür bereit

00:07:16: erklären, die auf Honorabasis für uns dann die Kinderbetreuung übernehmen.

00:07:20: M: Ja, super, auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, das ist ja gerade, glaube ich, schwierig, wenn

00:07:25: man sonst Kinder hat, das irgendwie dann noch zu schaffen.

00:07:29: Genau, also wir bieten eben diese Kurse an, weil es ganz besonders für Frauen mit Kindern

00:07:38: größere Schwierigkeiten gibt, einen Zugang für Integrationskurse auch zu bekommen.

00:07:42: Die Kurse sind teilweise dreimal die Woche, vormittags und zu Zeiten, wo sie das halt

00:07:52: wahrnehmen können.

00:07:53: Und wenn sie dann halt teilweise in Integrationskurse einfach nicht unter kommen, weil sie halt

00:07:58: durch die Belastung, durch die Kinder oder durch die Obhut, die dann irgendwie durch

00:08:04: die Ehemänner nicht gewährleistet werden kann, in anderen Situationen in den Integrationskursen,

00:08:08: haben sie dadurch überhaupt die Möglichkeit, Sprachkurse zu besuchen.

00:08:11: M: Und wie klein können die Kinder sein?

00:08:14: L: Ja, wir haben eigentlich alles Mögliche bei uns im Angebot.

00:08:17: Also vom Kleinkind bis zum auf jeden Fall Kindergartenalter noch.

00:08:22: Also auch jetzt nicht schulpflichtige Kinder, aber bis zum Kindergartenalter haben wir alles

00:08:28: dabei.

00:08:29: Wenn die Kinder ganz, ganz klein sind, dann sitzen die teilweise auch noch so ein bisschen

00:08:33: mit im Unterricht vielleicht noch.

00:08:36: Aber wir versuchen ganz früh auch schon die Möglichkeit zu geben, dass diese Kinder auch

00:08:40: diese Entwöhnung schon mal durchlaufen, weil wir bieten diese Kinderbetreuung auch für

00:08:47: die Kinder an, die aktuell keinen Kindergartenplatz haben.

00:08:50: M: Das ist ja ein anderes Problem auch, ja, tatsächlich.

00:08:53: L: Genau, also wir, ich will nicht sagen, wir sind da ein Tropfen auf den heißen Stein, weil

00:08:58: das Problem betrifft natürlich ganz Deutschland,  ganz, ganz viele Menschen.

00:09:01: Aber wir leisten damit unseren Beitrag und allein in Wuppertal haben wir ja aktuell

00:09:06: vier laufende Kurse, wo wir ca. 40 bis 50 Kinder damit betreuen können, dreimal die

00:09:12: Woche und den Müttern dadurch die Möglichkeit geben, an einem Sprachkurs teilzunehmen.

00:09:17: D: Ja, am Ende dieses Kurses kriegt man ein Zertifikat oder?

00:09:21: L: Bei den ANN-Sprachkursen gibt es kein Zertifikat am Ende, das ist anders als bei den Integrationskursen,

00:09:28: wo man das B1-Zertifikat erreichen sollte.

00:09:31: Aber wir bieten die Möglichkeit, dass wenn die Personen an einem gewissen Punkt des

00:09:38: Sprachniveaus sind, fördern wir einen Teil für die Sprachprüfung mit.

00:09:43: D: Ah, okay.

00:09:44: L: Ja gut, und darum geht es ja am Ende, man muss das Zertifikat haben, aber im Prinzip

00:09:48: kann man dann ja auch die Prüfung woanders machen.

00:09:52: D: Sobald man die Prüfung bestellt, kriegt direkt das Zertifikat, also auch so.

00:09:57: M: Ja.

00:09:58: Genau, ja.

00:09:59: Auf jeden Fall eine gute Möglichkeit, wie kann man sich da anmelden?

00:10:03: L: Genau, also für die ANN-Sprachkurse haben wir eine zentrale Sprachkursberatung, die

00:10:09: findet jeden Montag statt, von 9 Uhr 30 bis 11 Uhr im internationalen Begegnungszentrum

00:10:16: auf der zweiten Etage in der Hühnefeldstrasse 54A im Raum Afrika bei dem Herrn Brokopp.

00:10:22: Okay.

00:10:23: Da haben wir, genau, da kann man sich immer melden, er hat da den Überblick über alle

00:10:28: einen Sprachkurse, weiß genau, wie viele Personen gerade in welchem Sprachkurs sind.

00:10:34: Wir veröffentlichen da sehr ungern die Zeiten und Orte von den Kursen, weil wir sonst die

00:10:41: Gefahr laufen, dass ganz viele Leute einfach die Orte ansteuern, obwohl die Kurse schon

00:10:45: voll sind.

00:10:46: Aber er koordiniert das und klar gibt es da auch Wartelisten, da muss man dann auch auf

00:10:50: seinen Platz so gesehen warten.

00:10:52: Aber man ist eben nicht an Berechtigungen oder irgendwelchen Zulassungen über Behörden

00:10:59: angewiesen, sondern kann sich da einfach so melden.

00:11:01: D: Ja, super.

00:11:02: M: Gute Möglichkeit.

00:11:03: D: Und du hast auch ein besonderes Projekt, habe ich gehört Luca.

00:11:08: L: Ja, genau.

00:11:09: Also zusätzlich zu den Sprachkursen, die wir anbieten, wie gesagt als Integrationskurse

00:11:15: und ANN-Sprachkurse, haben wir eine sehr besondere Sprachkursform, und zwar

00:11:22: einen Integrationskurs für gehörlose Menschen.

00:11:25: Ja spannend, weil also Gehörlose  - hätte ich jetzt tatsächlich gedacht, das ist eher was,

00:11:30: das ist doch eine internationale Sprache?

00:11:33: L: Genau, ja.

00:11:34: Also ich selber hatte genau dieselben Gedanken.

00:11:36: Am Anfang ich wurde da ins kalte Wasser geschmissen.

00:11:39: Es ist nämlich nach dem Ausbruch des Krieges durch den Verein "Kraft der Stille" hier in

00:11:44: Wuppertal eine sehr große Gruppe an Menschen, die gehörlos sind als Geflüchtete aus der

00:11:50: Ukraine nach Wuppertal gekommen.

00:11:51: Und da wurden wir gebeten, ob wir da Gebärdensprachkurse auf die Beine stellen können.

00:11:56: Und da habe ich meinen ersten Kontakt mit dieser Gruppe überhaupt gehabt.

00:11:59: Und da wurde mir dann auch erst klar, dass jedes Land seine eigene Gebärdensprache hat.

00:12:04: M: Spannend.

00:12:05: D: Krass.

00:12:06: L: Genau.

00:12:07: Und dementsprechend kamen die Leute hierhin, konnten die ukrainische Gebärdensprache,

00:12:10: aber die deutsche Gebärdensprache noch nicht.

00:12:12: Und dann war es unsere Aufgabe, da Dozent*innen zu suchen, die Räumlichkeiten zu suchen.

00:12:17: Und bis heute haben wir teilweise vier parallel laufende Gebärdensprachkurse gehabt.

00:12:24: Und diese Kurse sind jetzt seit September letzten Jahres in einen Integrationskurs für

00:12:30: Gehörlos geworden.

00:12:31: D:Okay.

00:12:32: M: Und wie lernt man dann quasi in der, also Gebärdensprache?

00:12:36: Wie kann man sich das vorstellen?

00:12:38: L: Genau.

00:12:39: Also, dass die größte Herausforderung für mich als Koordinator ist, im Grunde, die

00:12:43: dass unsere Dozent*innen alle durchweg selber Gehörlos sind.

00:12:48: Das macht die Kommunikation für mich als Koordinator natürlich schwierig, weil man

00:12:52: in der Methoden findet muss.

00:12:53: Ich selber spreche die deutsche Gebärdensprache nicht.

00:12:56: Dementsprechend muss man sich damit Hilfsmitteln auseinandersetzen.

00:13:01: Ganz, ganz wichtig sind Dolmetschende, die natürlich aber auch mit ganz, ganz großen

00:13:05: Kosten verbunden sind.

00:13:07: Und die Leute selber im Kurs.

00:13:10: Ich hatte das große Glück vor zwei Wochen, hatten wir ja einen Unterrichtsbesuch vom

00:13:14: BAMF in dem Gehörlosen-Integrationskurs.

00:13:18: Da habe ich dann auch mal an einer Stunde teilgenommen.

00:13:21: Und ja, in dieser Stunde habe ich gemerkt, dass diese Sprache, die deutsche Gebärdensprache

00:13:27: eine unglaublich intuitive Sprache ist.

00:13:29: Also, man kann es sich vorstellen wie jede andere Sprachkurs.

00:13:34: Also, es sind Menschen auch in einem normalen Sprachkurs, die sprechen die deutsche Sprache

00:13:37: nicht.

00:13:38: Und der Dozent spricht ja auch nicht die Herkunftssprache dieser Person.

00:13:41: Ja, ja, aber die können ja nicht sprechen.

00:13:43: M: Ja, die können nicht sprechen.

00:13:45: D: Und deswegen mit Händen und Füßen.

00:13:48: L: Genau.

00:13:49: Und dem Körper und der Mimik und der Gestik.

00:13:51: Und ich würde vielleicht sogar behaupten, dass es fast noch, ja, also vielleicht ist

00:13:57: es anmaßend, das zu sagen, aber es ist intuitiver , hatte ich das Gefühl, als ich da diese Stunde

00:14:02: war, weil mit den Gebärden, mit den Händen, mit der Mimik Sachen auszudrücken auf einer

00:14:09: anderen Sprache, schien mir eingänglicher, auch als ich darüber nachgedacht habe, als

00:14:15: wenn ich auf einer komplett fremden Lautsprache etwas neu lernen müsste.

00:14:19: M: Okay.

00:14:20: Ja.

00:14:21: Und also kann man sich das dann so vorstellen, das wird an die Tafel geschrieben und dann

00:14:25: wird die entsprechende Geste gezeigt.

00:14:27: Oder wie funktioniert das?

00:14:30: L: Ja, das wäre ...

00:14:31: Also ...

00:14:32: ... zu einfach.

00:14:33: Okay.

00:14:34: Aber ich muss dazu nämlich wirklich sagen, die deutsche Gebärdensprache ist komplett

00:14:38: anders als die deutsche Lautsprache.

00:14:40: Okay.

00:14:41: Also es ist nicht so, wie man vielleicht denken könnte, dass jedes Wort eine Gebärde hat,

00:14:46: sondern die deutsche Gebärde ... also Gebärdensprache ist eine Anreihung an Zeichen, die aber auch

00:14:54: zum Beispiel dann verbunden sind mit der Mimik, mit der Gestik, mit der Intensität von dem

00:15:02: Ausdruck in den Augen.

00:15:03: M: Okay.

00:15:04: L: Und damit werden zum Beispiel auch die Steigerungen dargestellt.

00:15:07: Also wie ...

00:15:08: M:: Wie stark, okay.

00:15:09: L: Wie stark etwas ist.

00:15:10: Und auch die Grammatik ist genau andersrum.

00:15:13: Also wir haben eine komplett verschiedene Grammatik in der deutschen Lautsprache und

00:15:19: in der deutschen Gebärdensprache.

00:15:21: Und damit lernen die Leute im Integrationskurs für Gehörlose praktisch zwei neue Sprachen.

00:15:27: Die deutsche Gebärdensprache und die deutsche Lautsprache, was es noch viel komplizierter

00:15:33: macht.

00:15:34: Okay.

00:15:35: M: Also man lernt dann auch auf Deutsch zu schreiben zum Beispiel.

00:15:38: L: Genau.

00:15:39: D:: Aber die Grammatik wahrscheinlich  ist etwas anders.

00:15:41: Keine Ahnung.

00:15:42: Vielleicht das Verb kommt nicht  am Ende des Satzes oder etwas so.

00:15:46: L: Genau.

00:15:47: Das ist ...

00:15:48: Okay.

00:15:49: Also bei der deutschen Gebärdensprache kommt das Verb am Anfang.

00:15:50: Also so habe ich das zumindest ...

00:15:52: Ich will jetzt nichts Falsches sagen, aber so habe ich das zumindest jetzt verstanden.

00:15:55: Und bei der deutschen Lautsprache, Schriftsprache ist es natürlich genau andersrum.

00:16:00: M: Okay.

00:16:01: D: Krass.

00:16:02: M: Was wäre so deine Lieblingsgebärde?

00:16:04: L: Ja, also was ich jetzt gelernt habe in meiner kurzen Zeit, wo ich mich mit diesem Thema

00:16:10: auseinandergesetzt habe, fand ich ganz interessant die deutsche Gebärde für Deutschland.

00:16:15: Okay.

00:16:16: Das kommt irgendwie geschichtlich bedingt anscheinend noch aus dem 19.

00:16:20: Jahrhundert.

00:16:21: Und zwar ist es der erhobene Zeigefinger über dem Kopf.

00:16:24: M: So ein Einhorn.

00:16:25: L: Genau.

00:16:26: Einhorn könnte man meinen.

00:16:28: Aber es soll die Pikelhaube, die preussische Pikelhaube symbolisieren.

00:16:32: Okay.

00:16:33: Genau.

00:16:34: D: Wie wäre dann Ecuador?

00:16:35: Ja.

00:16:36: Ja.

00:16:37: M: Gute Frage.

00:16:38: Ich würde mich jetzt auch mal interessieren.

00:16:40: L: Das weiß ich leider nicht.

00:16:42: M: Ja. Müssen wir mal recherchieren

00:16:43: Und auch wie Ecuador in Ecuador ist und Ecuador in Deutschland.

00:16:47: D: Oder eine Linie.

00:16:48: Ja, vielleicht unterschiedlich auch.

00:16:49: D; Kann sein.

00:16:50: Je nachdem.

00:16:51: Okay.

00:16:52: M: Ein sehr, sehr spannendes Thema, wie du sagst, eine ganz andere Welt und Kultur tatsächlich.

00:16:58: L: Genau, richtig.

00:16:59: Also in der gehörlosen Community selber spricht man auch wirklich, wie du gerade schon gesagt

00:17:05: hast, von einer eigenen Kultur.

00:17:06: Also ich fand das auch, ich habe an mehreren Workshops auch teilgenommen, wo die Community

00:17:13: der Gehörlosen, hörenden Menschen nahe gebracht werden sollen, um mich mehr reinzudenken in

00:17:18: dieses Thema.

00:17:19: Und da war mir das dann irgendwann auch ganz klar.

00:17:22: Also, ein kleinen Beispiel, ein für mich sehr prägendes Beispiel war, dass in diesem Workshop,

00:17:28: der auch von einer gehörlosen Person geleitet wurde, mit Dolmetschenden, die anwesend waren,

00:17:34: wurde zum Beispiel erklärt, dass gehörlose Menschen im Traum gebärden.

00:17:39: So wie hörende Menschen im Traum sprechen, Gebärden Menschen im Traum.

00:17:45: Also da war mir zum ersten Mal so klar, wie klar oder wie offensichtlich es ist, dass

00:17:51: es sich dabei um eine absolut normale Sprache handelt.

00:17:57: M: Ja, ja, also sehr spannend auf jeden Fall.

00:18:00: Das ist mein Thema, wo ich mich auch noch gar nicht mit auseinander gesetzt habe.

00:18:04: D: Ja, war sehr schön auch, dass diese Möglichkeit gibt.

00:18:07: Man muss auf jeden Fall nutzen.

00:18:10: Also liebe Zuhörer..

00:18:12: M: Genau, wie ist es mit den Kursen?

00:18:15: Wie kommt man da hin, wenn man denn dann also Bedarf hat?

00:18:18: L: Ja, also es gibt an sich immer als nützliches Instrument, vor allem für diese Nischenkurse,

00:18:26: die vielleicht auch selten deutschlandweit angeboten werden.

00:18:30: Also ich glaube, in NRW haben wir insgesamt sechs Integrationskurse für Gehörlose überhaupt.

00:18:36: Also um zu zeigen, wie wenig Angebot es da gibt, leider noch.

00:18:39: Gibt es das sogenannte BAMF-Navi

00:18:41: Das kann man auch für alle anderen Kurse nutzen.

00:18:44: Über das BAMF-Navi kann man über seinen Wohnort schauen, welche Kurse angeboten werden.

00:18:50: Bei sich im Umkreis von, also kann man den Umkreis auch eingeben und dann sieht man zum Beispiel,

00:18:55: wenn man einen Frauenintegrationskurs sucht oder einen in diesem Fall Gehörlosen-Integrationskurs,

00:19:01: an welchen Standorten der angeboten wird, wie viele Plätze es gibt, in welchem Modul sich der Kurs befindet,

00:19:06: wer die Ansprechpartner*innen sind.

00:19:09: Also das ist ein gutes Tool auf jeden Fall.

00:19:11: Ansonsten geht man natürlich auch viel über die Behörden selber oder über Sozialarbeiter*innen,

00:19:18: die sich da schlau machen, um dann

00:19:20: an sein Ziel zukommen.

00:19:21: M: Okay, ja super. Ich glaube, es ist auf jeden Fall gut zu wissen, dass es diese Möglichkeit gibt.

00:19:26: Und ja, wenn man betroffen ist und denkt, dass es so eine Nische erwartet, dann vielleicht gar nicht,

00:19:32: dass es da so viel gibt. Okay, ja, gut. Also ich glaube, da hast du ja schon einiges vorgestellt,

00:19:41: welche Möglichkeiten es gibt. Wir hatten nochmal eben kurz zusammen auch geguckt, dass es auch solche

00:19:46: Sprachtreffs gibt, weil du hattest das am Anfang so gesagt, Diego, es geht ja dann nachher auch darum,

00:19:52: das, was man gelernt hat, auch umzusetzen. Ich glaube, einige waren auch sozusagen bei euch im

00:19:57: Gebäude, wenn ich das richtig verstanden habe. Genau, richtig. Also wie vorher gesagt, wir sitzen

00:20:02: auf der zweiten Etage im katholischen Stadthaus am Laurentiusplatz und im Erdgeschoss befindet sich

00:20:10: die sogenannte LauBe. Und die ist, die funktioniert über den Lotsenpunkt bzw. über die Engagement-Förderung

00:20:18: von St. Laurentius und in der LauBe finden ganz, ganz viele Angebote statt, von der Formularhilfe,

00:20:25: über andere Beratungen, ehrenamtliche Beratungen, aber eben auch viele Sprachtreffs und Téesalons.

00:20:33: M: Formularhilfe hört sich interessant an. Ich glaube, das könnte ich auch manchmal gebrauchen.

00:20:40: L: Genau, richtig. M: Also verstehe ich richtig das geht dann wirklich um solche komplizierten Formulare, die man jetzt

00:20:47: brauchen, weiß ich nicht, einen Antrag zu stellen für bestimmte Dinge, Wohngeld oder weiß ich nicht,

00:20:52: solche Dinge. L: Genau, richtig. Die klassische Formulahilfe, da sind auch Ehrenamtliche, also ich muss sagen,

00:20:57: das ist eben nicht mein direkter Bereich, deswegen kann ich da jetzt nicht im Detail sagen, wann,

00:21:02: wo, wie das stattfindet. Aber es ist zum Beispiel ganz interessant. In der LauBe, an der Eingangstür,

00:21:08: ist das ganze Programm abgebildet von den Sachen, die in der LauBe stattfinden. Dementsprechend kann

00:21:14: man da auch vielleicht einfach mal hingehen und schauen, was wird denn da so angeboten? M: Ja,

00:21:18: glaube ich eine super Idee, ne? Ich glaube auch gerade, wenn man dann so neu ankommt und wirklich von vielen

00:21:23: Sachen keine Ahnung hat, dann ist das vielleicht eine gute Anlaufstelle. D: Man kriegt eine gute

00:21:27: Beratung auf jeden Fall. M: Es geht ja auch darum, dann auch hingeschickt zu werden, wo man denn - also

00:21:33: so eine Orientierung Lotse, ist ja dann auch eine Orientierung, das ist die Idee dann auch dahinter,

00:21:38: ne? L: Genau, die Lotsen begleiten dann, so wie ich das verstanden habe, die Betroffenen, die Migrant*innen,

00:21:45: die Familien, die Hilfe brauchen und können dann im Grunde weiter leiten. Es ist jetzt nicht die

00:21:53: Hauptaufgabe, dadurch dass es halt Ehrenamtliche sind, wirklich in die tiefe Beratung reinzugehen,

00:21:58: aber sie können halt Anhaltspunkte geben und Anstellen weiter verweisen. M: Ja, vielleicht haben

00:22:04: wir auch demnächst die Möglichkeit da auch mal jemanden noch einzuladen. Ich glaube, da gibt es auch

00:22:08: noch viele spannende Dinge. Und wir hatten jetzt auch noch mal über Meieli, das letzte Mal dann auch da war,

00:22:13: hatten wir auch so ein bisschen diesen Überblick von verschiedenen Sprachdreffs bekommen und auch

00:22:20: Kontakt zu Vereinen, die machen manchmal dann zum Beispiel so eine Wanderung und dann wird eben

00:22:26: dabei so ein bisschen auch Deutsch gesprochen, also so Sachen, wo man jetzt nicht jeden Tag an einem

00:22:30: Kurs teilnehmen muss, sondern eben genau so eher praktisch. D: Ach so Praxis, keine Theorie mehr. M: Ja,

00:22:36: genau, so ein bisschen einfach quatschen kann ins Gespräch kommt und dann die Sachen auch ein

00:22:41: bisschen einsetzen kann. Oder vielleicht auch, wenn man eigentlich arbeitet und gar nicht so viel

00:22:45: Zeit hat auch, das kommt trotzdem so ein bisschen ins Gespräch. D: Und die Sache mit Kinderbetreuung,

00:22:50: das ist sehr wichtig, weil es gibt so viele Fälle, wo also die Frauen haben keine Person mehr,

00:22:59: die auf die Kinder aufpassen und haben diese so große Möglichkeit. Und die Wartezeiten für

00:23:05: Betreuung sind leider ja tatsächlich aus der Lage, das ist echt gut zu wissen, welche Möglichkeiten es

00:23:10: da gibt. Ja Luca, wir wollten auch noch mal so ein bisschen persönlicher fragen. Wie ist es denn

00:23:19: bei dir dazu gekommen, dass du in diesem Bereich tätig bist? Wie kam es bei dir dazu? Ja, wie bin

00:23:25: ich zum Bildungswerk gekommen? Ich habe selber während meines Studiums, ich habe Philosophie und

00:23:29: Germanistik studiert, habe ich früh die Möglichkeit bekommen über die deutsch-italienische Gesellschaft

00:23:37: in Remscheid, die ich so gesehen auch mitinitiiert habe. Ein bisschen mein Vater war sehr aktiv und

00:23:44: ich kenne auch den Präsidenten sehr gut. Da bin ich dazu gekommen, dass ich für die Caritas in

00:23:51: Remscheid selber einen Sprachkurs geleitet habe als Dozent. Und da bin ich nur durch die

00:23:58: deutsch-italienische Gesellschaft so gesehen hingekommen und erst später während Corona habe

00:24:02: ich herausgefunden, dass dieser Kurs, den ich da zu diesem Zeitpunkt schon drei Jahre lang geführt

00:24:08: habe, dass der über das katholische Bildungswerk finanziert wurde. Genau, weil während Corona

00:24:13: haben wir dann den Unterricht online gemacht und da wurde ich dann zum ersten Mal auch zu den

00:24:17: Referent*innen treffen eingeladen und bei einem dieser Online*innen treffen habe ich dann meine

00:24:24: eigentliche Vorgesetzte kennengelernt, meine Vorgängerin, die Daniela Reimund, die als sie dann

00:24:31: aufgehört hat, für das Bildungswerk zu arbeiten, mich kontaktiert hat und mich dann vorgeschlagen

00:24:37: hat, um dann praktisch beim Bildungswerk nicht mehr als Dozent, als Referent zu arbeiten,

00:24:42: sondern dann praktisch die Koordinierungszyp. Spannend. Kommt wir direkt mehrere Fragen. Aber

00:24:49: einmal dachte ich jetzt, deine Erfahrung als Lehrer, was würdest du da jetzt jemanden,

00:24:53: der anfängt Deutsch zu lernen? Was würdest du sagen? Was sind gute Tipps? Weil vielen

00:24:59: miterlebt, was so würden, was manchmal schwierig ist, was würdest du so einsteigern in deutsche

00:25:05: Raten? Also ich glaube ganz wichtig ist, keine Hemmungen zu haben, sich ganz viel zuzutrauen,

00:25:11: drauf loszuprobieren, sich vor nichts zu schämen, weil es gibt nichts, wo man sich beim Spracherwerb

00:25:20: für schämen müsste, dementsprechend auch bereiter zu sein Fehler zuzulassen, dann vielleicht auch

00:25:27: ja oder ich würde da gerne vielleicht eine Erfahrung teilen, die ich selber aus der Perspektive

00:25:35: des Lehrenden für mich selber aufgenommen habe, und zwar war der größte Mehrwert dieses Kurses

00:25:42: für mich persönlich, dass ich selber gelernt habe, unglaublich einfaches Deutsch zu sprechen,

00:25:48: weil die Kunst war es für mich. Am Anfang, ich war Student aus dem akademischen Bereich,

00:25:53: in einen Kurs zu steigen, wo Menschen diese Sprache überhaupt gar nicht können, und am

00:25:58: Ende habe ich, am Anfang habe ich viel zu komplexes Deutsch gesprochen und der größte Mehrwert,

00:26:04: den ich dort erlangt habe, war einfach, aber gleichzeitig richtig Deutsch zu sprechen,

00:26:10: einfaches, richtiges Deutsch, und das würde ich auch einfach jedem Lernenden an die Hand geben,

00:26:16: sich nicht zu übernehmen, sondern erst mal die Grundstrukturen so gut wie möglich zu verinnerlichen

00:26:22: und darauf aufbauen, also nicht nach den Sternen greifen, sondern sich da sicher zu fühlen,

00:26:29: wo man einfach richtig Deutsch spricht, weil ich glaube, das sollte auch perspektivisch an sich

00:26:34: ein Ziel irgendwo sein, ohne die Schönheit der Sprache zu verlieren, trotzdem immer mehr dahin

00:26:41: zu gehen, dass man für den Großteil der Menschen verständlich ist. Man ist dann, glaube ich,

00:26:46: verständlich, wenn man natürlich richtig, aber vor allem einfach Sprache spricht. Es sich nicht

00:26:53: zu schwierig machen und nicht damit tausend Nebensätzen anfangen. Genau, so viele Grammatik.

00:26:59: Genau. Es wäre gut gewesen, dass du mein Deutschlehrer bist. Hattest du da andere Erfahrungen?

00:27:09: Ja, aber es war auch okay. Es kam mir nicht zu schwierig. Okay, ja, und die andere Frage,

00:27:17: du hattest jetzt italienischen Verein genannt, ne? Wie ist deine Verbindung mit Italien?

00:27:22: Ja, gut, ich bin selber halb Italiener. Ich bin zwar in Deutschland geboren, mein Vater ist

00:27:27: immer Italiener. Ich habe auch ein halbes Jahr in Italien gelebt nach meinem Abitur und ja,

00:27:32: die Verbundenheit wird immer bleiben, also zwischen mir und Italien. Ich bin oftmals im Jahr noch in

00:27:37: Italien und mache da Urlaub und ja, habe da viele Freunde verwandt und das ist so meine persönliche

00:27:47: Ebene zu Italien. Okay, ja, also es ist auch etwas, was dir persönlich wichtig ist und wir hatten

00:27:53: da vorhin kurz darüber gesprochen. Du hattest auch die Gelegenheit wirklich auch, also die Sprache

00:27:57: nicht nur zu Hause, sondern wirklich auch in der Schule hier in Deutschland auch zu lernen,

00:28:01: also als Fachprinzip. Genau, richtig. Mein Vater ist nämlich Lehrer für herkunftsprachlichen

00:28:09: Unterricht im Nachmittagsangebot an den öffentlichen Regelschulen in Rämscheid und

00:28:16: unterrichtet dort schon seit 20 Jahren und bringt da den italienischen Migrant*innen besser,

00:28:24: intensiver mit der Grammatik, mit allen Regeln und so weiter die italienische Sprache bei. Diese

00:28:29: Kurse sind ja auch öffentlich gefördert und die sind auch so gesehen wichtig, weil da gibt es auch

00:28:38: am Ende des Halbjahres und des Endjahres ein Zeugnis für, eine Note für und was auch die

00:28:44: wenigsten Wissen dieser herkunftsprachliche Unterricht und die Note dafür kann sogar ein

00:28:48: Nebenfach ausgleichen. Das heißt, ja, richtig. Da ist ja der Trick. Ja, ja, ja, wenn man super, super

00:28:55: gut in seiner Herkunftsprache in Italienisch ist, dafür aber irgendwie mal ein halb Jahr

00:29:02: Religion hat schleifen lassen, dann konnte man sich damit früher seine Note dann aufbessen,

00:29:06: sein Zeugnis aufbessen. Ja, cool. Perfekt, ja gut zu wissen, ne? So als mit den einen oder anderen.

00:29:13: Ja. Okay, ja und in Bezug auf dieses Thema, da gab es, glaube ich, auch noch eine Veranstaltung

00:29:19: zuletzt, die du mit organisiert hast. Vielleicht kannst du auch nochmal kurz darüber ein bisschen

00:29:25: was sagen? Genau, da geht es jetzt mal weniger um Sprachkurse und Spracherwerb, aber um Italien

00:29:32: so gesehen. Dadurch, dass ich im Bildungswerk hauptsächlich diese Sprachkurse organisiere,

00:29:37: habe ich ein bisschen weniger mit unserem zweiten riesengroßen wichtigen Bereich zu tun

00:29:42: im Bildungswerk, was kulturelle politische, theologische Bildung angeht. Dazu machen

00:29:48: wir auch sehr, sehr viele Veranstaltungen, zentral und dezentral und da habe ich mich

00:29:55: eingebracht und habe gesagt, ich würde auch gerne mal eine von diesen eher kreativen Veranstaltungen

00:30:00: mitplanen. Und dadurch, dass wir im letzten, aber vor allem natürlich auch im kommenden Jahr

00:30:05: als Schwerpunkt im Bildungswerk das Thema Demokratieförderung hatten, war meine Idee,

00:30:12: wie kann ich da einen Beitrag zu leisten? Meine Idee war, ich würde mich gerne für die Migration an

00:30:17: sich stark machen und wie kann man das sichtbar machen? Und dann habe ich geguckt, was für

00:30:23: Skills bringe ich so gesehen mit und ich bin eben dadurch, dass mein Vater diese Kurse in

00:30:28: Remscheid macht, sehr mit der telelinischen Community in Remscheid verknüpft und kenne

00:30:33: da sehr, sehr viele Menschen und auch sehr, sehr viele Generationen von Italiener*innen und dementsprechend

00:30:39: auch viele Gastarbeiter*innen, die in Remscheid in den 60er, 70er Jahren nach Remscheid gekommen sind

00:30:45: und dessen Kinder und Folgegeneration. Und dementsprechend haben wir diese Veranstaltung auf die Beine gestellt,

00:30:51: wo es darum ging, praktisch Gastarbeiter*innen aus der ersten Generation in Remscheid eine Stimme zu

00:31:00: geben. Also wir haben da auch eine Ausstellung draus gemacht, es wurden Aussteller vorbereitet,

00:31:06: wo die Steckbriefe dieser Personen gezeigt wurden. Die Ausstellung ist auch aktuell noch zu betrachten

00:31:12: in Remscheid am Hohensberg, da kann man die deutsche italienische Gesellschaft für anfragen und

00:31:19: wir haben diese Veranstaltung in die Nacht der Kulturen am 26. Oktober eingebettet und die war

00:31:25: auch ein voller Erfolg. Wir hatten über 50, 60 Teilnehmende und es sind superinteressante

00:31:31: Geschichten zusammengekommen. Ja, also dieses Thema, diese Arbeitsmigration in den 60er war das

00:31:36: vor allen Dingen, glaube ich. Ja, es ist ja auch ein ganz großes geschichtliches Thema auch. Ich weiß

00:31:43: gar nicht, wie bekannt das so international auch ist, aber du darfst schon auch... Nein, klar,

00:31:49: ich habe nichts zu tun. Genau, ja, also vielleicht nur kurz dazu, weil ich hatte da auch noch mal

00:31:54: ein bisschen recherchiert und auch gesehen, dass es ja wirklich so war, dass damals wurden so Abkommen

00:32:00: getroffen mit bestimmten Ländern, Italien zum Beispiel, die Türkei und Spanien, dann wurden

00:32:04: Menschen angeworben als Arbeitskräfte, aber es wurde nicht wirklich so viel darauf geschaut,

00:32:11: dass die Menschen auch hier gut ankommen. Ja, und dann gibt es so, also ich, da gibt es so

00:32:15: ein Zitat, ich glaube es war max frisch oder so, es wurden Arbeitskräfte angekommen, aber es

00:32:20: sind Menschen gekommen und das ist leider wirklich für viele Menschen gar nicht einfach gewesen,

00:32:24: hier anzukommen. Und da gab es eben nicht viele Sprachkurse, das gab auch nicht die Zeit überhaupt

00:32:31: und ich finde, das ist deswegen auch eine schöne Gelegenheit, dass die Menschen da jetzt vielleicht

00:32:36: eine Stimme bekommen und man vielleicht auch aus diesen Erfahrungen ein bisschen was lernen kann,

00:32:41: was damals, also vieles auch schwierig gewesen ist. Absolut, also das waren so die Geschichten genau,

00:32:48: die wir abbilden wollten. Also meine Intention war es, wo ich jetzt aktuell die jetzigen Menschen auch

00:32:55: sehe, die nach Deutschland kommen, denen vielleicht auch ein bisschen zu zeigen, wie war es in den 60er,

00:33:01: 70er Jahren nach Deutschland zu kommen, was für ein Migrationsprozess hat Deutschland gemacht,

00:33:05: wann sind wir zu einer Migrationsgesellschaft geworden und was mussten wir dafür für Schritte

00:33:11: gehen? Also wenn dann zum Beispiel als Anekdote während der Veranstaltung gesagt wurde, dass es

00:33:17: Kneipen und Restaurants in den 60er, 70er Jahren gab, wo draußen an der Tür stand, kein Einlass für

00:33:23: Hunde und Ausländer, dann können wir uns das oder konnte ich mir das niemals vorstellen in meiner

00:33:31: Kindheit, wenn ich das jetzt höre, dass es das bis in die 70er Jahre in Deutschland gab mit der

00:33:36: Geschichte, die Deutschland mit sich trägt, ist das, fand ich das sehr erschreckend und umso

00:33:42: erschreckender finde ich das in Hinblick auf die heutige Zeiten, der wir uns befinden. Ein großes

00:33:48: Ziel dieser Veranstaltung war auch zu sagen, hier und da vielleicht auch mal wachsam werden, achtsam

00:33:54: sein und sehen nicht, dass wir uns wieder in ähnliche Richtungen bewegen. Absolut, ja total

00:34:00: wichtig, da auch gerade diese Zeiten jetzt nochmal im Blick zu haben und jetzt haben wir gerade nochmal

00:34:05: so gehört, du hast ja auch in Rämscheid viel auch gemacht, du bist da doch aufgewachsen. Ja,

00:34:12: genau richtig. Dann kommt die Frage, was ist deine Lieblingsort in Rämscheid? Mein Lieblingsort

00:34:21: in Rämscheid, oh Gott, ja also nicht umsonst wohne ich jetzt nicht mehr in Rämscheid, muss ich als

00:34:29: erstes mal ganz ehrlich sagen, also mich verbindet bis heute sehr viel mit Rämscheid, meine Familie,

00:34:34: Freunde, meine Kindheit und so weiter, ansonsten muss ich sagen, dass ich jetzt Rämscheid nicht

00:34:40: unter meiner Lieblingsorte packen würde. Aber was ich jetzt in Köln gemerkt habe, was ich vermisse

00:34:45: von Rämscheid, sind so hauptsächlich abgesehen natürlich von Freunden und Familie und so

00:34:50: weiter, sind zwei Sachen, einmal die Wälder, die wir hier im bergischen Land glaube ich ein bisschen

00:34:57: zu wenig wertschätzen, die das merkt man vielleicht erst, wenn man da wegzieht und das Wasser. Also

00:35:04: das ja, das lupenreine, wundervolle Wasser aus dem Wasserhahn. Die Qualität ist richtig gut.

00:35:11: Die Qualität ist deutschlandweit beneidenswert, würde ich sagen und vor allem wenn man dann nach

00:35:16: Köln zieht und dann irgendwie zweimal pro Woche sein Wasserkocher entkalken muss, dann merkt man,

00:35:22: dass man, dass man da in Rämscheid wirklich verwöhnt war mit der ältesten Talsperre Deutschlands.

00:35:30: Ja, also Wasser aus dem Wasserhahn, aber auch die Talsperren tatsächlich, die man ja auch besuchen kann.

00:35:35: Genau, ja. Das sind so. Okay, ja und einen Punkt haben wir auch immer noch am Ende.

00:35:43: Ja, sagen wir mal bitte eine Redenwendung, die du richtig magst.

00:35:47: Oh, eine deutsche Redenrede. Du hast schon eine genannt.

00:35:51: Oh, okay, vielleicht kann ich darauf nochmal etwas dosen werden. Ich glaube, es war der Tropfen auf den heißen Stein.

00:36:03: Ja, der Tropfen auf den heißen Stein, das ist glaube ich ein gutes Beispiel. Soll ich da auch nochmal irgendwie erläutern, was das...

00:36:11: Gerne, gerne. Also der Tropfen auf den heißen Stein, was passiert, wenn ein Wassertropfen auf einen heißen Stein fällt,

00:36:18: er verdampft sofort. Das heißt, es bleibt nichts Flüssiges da, es bleibt kein Wasser da, sondern es ist direkt wieder weg.

00:36:24: Das heißt, man hat eine Situation, die sowieso sehr auswegs los feint, wo es nicht viele Möglichkeiten, nicht viele Lösungen für gibt.

00:36:33: Und dann macht man etwas, um diese Situation besser werden zu lassen, um da ein Fortschritt zu generieren,

00:36:40: aber man weiß genau, eigentlich wird es nicht viel bringen, es wird nicht viel verändern.

00:36:45: Das ist so ein bisschen der Tropfen auf den heißen Stein, würde ich sagen.

00:36:49: Sie ist so ein guter Lehrer, wie gesagt.

00:36:51: Mir fällt dazu noch ein anderes Sprichwort gerade ein, wo du das sagst, es gibt auch "steht er Tropfen, höhlt den Stein".

00:36:58: Ja, sehr gut, das ist genau das Gegenteil im Grunde davon. Ja, super interessant, diese Überleitung finde ich auf jeden Fall,

00:37:06: weil da sind wir natürlich jetzt beim Gegenteil, jede kleine Geste, jede Kleinigkeit, um eine Situation zu bewegen,

00:37:14: wird irgendwann dazu führen, dass der harte Stein bricht, auch wenn es nur Wassertropfen sind.

00:37:20: Das heißt also, jede kleine Aktion hat ihren Sinn. Also das würde ich jetzt vielleicht so sagen, würde das Gegenteil dann so darstellen.

00:37:28: Noch ein bisschen Hoffnung vor.

00:37:30: Ja, Hoffnung vor, genau.

00:37:32: Okay, so liebe Leute, danke, wir sind am Ende unserer Folge.

00:37:38: Ja, wir danken uns bei dir, Luca.

00:37:41: Genau, vielen Dank dir.

00:37:43: Ich bedanke mich, vielen Dank.

00:37:45: Ich wünsche euch einen schönen Tag noch.

00:37:47: Oder schönen Abend.

00:37:49: Oder morgen.

00:37:50: Oder noch?

00:37:51: Nachmittag.

00:37:52: Das ist ja immer.

00:37:53: Ja, und nicht vergessen, die Weihnachtsmerke zu genießen.

00:37:57: Ja, z.B. Reibekuchen, gebrannte Mandeln, Glühwein, heiße Schokolade, Bratwurst.

00:38:05: Ja, das alles kann man da finden.

00:38:07: Genau.

00:38:08: Z.B. auch in Wuppertal.

00:38:10: Ja, und vielleicht, wenn ihr jemanden trefft, der auch neu angekommen ist in Buppertal oder der Umgebung,

00:38:16: dann könnt ihr natürlich gerne unseren Podcast weiter empfehlen.

00:38:20: Okay, liebe Leute, bis nächstes Mal und tschau, tschau, tschau.

00:38:25: Tschau, tschau.

00:38:26: Wuppertal.

00:38:28: Was geht?

00:38:29: Der Podcast.

00:38:31: Der Zugang zur unterschiedlichen Möglichkeiten in der Stadt.

00:38:35: [Musik]

00:38:37:

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